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The green Blog

  • AutorenbildAnni und Dany

#das Grüne Band - Green travelling III - der Wald lebt!

Grenzen überschreiten, dort, wo vor mehr als 30 Jahren eine Mauer Menschen voneinander trennte. Ruhe atmen, wo das Niemandsland zwischen Ost und West einen Graben in die Gesellschaft riss und einen grünen Streifen mit bunter Flora und Fauna hinterließ, der sich auf mehr als 1400 Kilometern durch Deutschland zieht. Wir sind bereit für ein deutsch-deutsches Abenteuer. Unterwegs sind wir natürlich wieder - klimaneutral - zu Fuß. Im Gepäck vor allem unsere Zero Waste-Ambitionen, so dass der selbsthergestellte und eigens gedörrte Proviant »à la Instant« selbstverständlich nicht fehlen darf. Startpunkt unserer grünen Reise ist Heldra, ein kleines Örtchen an der Innerdeutschen Grenze in Hessen, von dort aus werden wir die 700 Kilometer nach Hause gehen, denn die ehemalige Grenze verläuft in unserer Heimat Lübeck nur einmal über den Fluss in sichtnähe.




Endlich Schilder!!!

Das grüne Band führt uns weiter durch die hügelige Landschaft des Vorharzes, die Sonne ist unsere Begleiterin und macht die langen Etappen zur großen Anstrengung. Dany und ich meistern die Herausforderung dennoch gut, wir trinken viel Wasser und finden bei zahlreichen Mikropausen immer wieder Energie um weiterzulaufen.


Von Teistungen bis Wöltingerode



Fix und fertig

Rast bei der Wendeleiche nach ca.500 Metern Anstieg

Kostenintensive Hitze


Doch die Hitze hat ihren Preis, bei 38 Grad und nach 25 Kilometern brauchen wir einfach eine echte Pause, Essen und vor allem eine Dusche und die Gelegenheit, die Klamotten einmal auszuspülen. Nach wildem Camping steht uns nicht der Sinn. Hin und wieder finden wir Campingplätze, doch oft gibt es in den Dörfern nur Gaststätten, in denen noch der Muff der vergangenen Jahren hängt. Manchmal sind die Gastgeber herzlich, manchmal werden wir für viel Geld abgefertigt, unsere Reisekasse schmilzt dahin. Im Dörfchen Sorge finden wir das Ferienheim Sorgenfrei, hier urlaubten bis zur Wende systemtreue Gewerkschaftler.


Walter Ulbricht hängt mit seinen Parteigenossen gerahmt in der Gaststube und Karl Marx starrt auf ein verstimmtes Klavier. Hier wurde seit 1989 nichts verändert, kurz vor der Wende wurde sogar alles nochmal im "ossischick" renoviert. Niederländer Klaus kaufte das Ferienheim 2011 und möchte den Charme erhalten. Das erschließt sich uns allerdings nicht ganz.



DDR-Tapete und IKEA-Bettwäsche


Irgendwie gruselt es uns an diesem Ort und das Sorgenfrei-Gefühl will sich nicht einstellen, so verlassen wir erleichtert am nächsten morgen das Ferienheim mit der Schmalspurbahn in Richtung Brocken.


Der Wald ist tot - Der Wald lebt!


Orte des Massentourismus schrecken uns ab und das nicht nur in Corona-Zeiten. Die Bahnfahrt ist ohne Charme, da kann die Dampflock noch so nett pfeifen und Dampf ausstoßen, bei Maskenpflicht und engem Gedränge sowie unerträglicher Hitze in den Wagons herrscht bei uns miese Laune. Menschenmassen wirken auf mich immer wie betäubt und abgestumpft - kratzt es sie denn gar nicht, dass ein Meer aus toten Fichten an uns vorrüberzieht?! Schuld sind der Borkenkäfer, und die trocknen Sommer, der Klimawandel.... also der Mensch!!! Oben angekommem werden wir samt unserer Rucksäcke auf den Bahnsteig gespuckt und erklimmen die letzten Meter zur Spitze mit 300 anderen Menschen.


Das Grüne Band verläuft hier braun



Nationalpark Harz


Von uns gibt es kein "Bergspitzen"-Foto, kaum sind wir oben angekommen, laufen wir auch schon wieder runter, es geht steil bergab vom Massentourismus weg auf dem Kolonnenweg, mit dem wir uns irgendwie verbunden fühlen. Keine 200 Meter entfernt leert sich unser Weg bereits und Dany sammelt schon Himbeeren und Erdbeeren, um mich bei Laune zu halten.


Die Mammutaufgabe des Nationalparks wird uns bewusst, während wir mit einem Ranger sprechen. Der Fichtenbestand stirbt rasant, berichtet er, und der Anblick sei katastrophal für das Image des Nationalparks. Gleizeitig ist der Wald aber lebendig. Die toten Bäume bieten einen vielfältigen Lebensraum für Tiere und Mikroorganismen und schaffen Platz für Bäume, die eigentlich in den Harz gehören. Schon früh wurde das Gebiet wirtschaftlich genutzt und bereits ab dem 18. Jahrhundert mit nicht-heimischen Fichtenarten aufgeforstet. 300 Jahre später und mit dem Einsetzten der Dürreperioden wird das dem Fichtenwald zum Verhängnis. Doch so erschreckend der Anblick der sterbenden Nadelbäume auch ist, der Wald lebt. An vielen Stellen wachsen bereits naturbelassenen Buchenwälder und der Nadelbaumbestand geht zurück. Der Nationalpark ist dabei den Wald in eine neue ursprüngliche Form der Wildnis zurückzuführen.




Abstieg und Abschied


Schnell führt uns der Hirtenweg in Richtung Eckertal. Nach der Rangerstation genießen wir die Heidelandschaft und das vertraute Element Wasser. Mit nur 46 Prozent ist die Eckertrinkwassersperre sparsam befüllt, die Dürreperioden machen sich auch beim Trinkwasser bemerkbar.





Hier fließt die Ecker klar und ursprünglich an uns vorüber

Mit dem Erreichen des Eckertals, gesellt sich der Klosterstieg, der von Quedlinburg nach Goslar führt, zum Grüne Band. Hier treffen wir auf ein Pärchen und eine Einzelkämpferin. Wir haben das gleiche Ziel und wandern die kurze Etappe nach Wöltingerode gemeinsam. Um 14 Uhr erwartet uns eine Klosterführung, die es in sich hat. Das Kloster brennt nämlich seit Jahrhunderten Schnaps und Liköre. Die Führung beinhaltet auch eine Verkostung. Dramaturgisch liegt diese richtig am Ende der Führung. Aufgeheizt und ohne Essen im Magen beschwipsen wir uns an Kümmel-, Kräuterschnaps und Haselnusslikör. Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt, als wir bei einem Klosterbrot und Biowurst aus dem Hofladen noch Danys ersten Pilzfund der Wanderung in der Pfanne braten.









 

Hier noch weitere Eindrücke




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