Wir sind dann mal weg - zum Pilgern auf dem Olavsweg von Oslo nach Trondheim - 32 Etappen, 650 Kilometer und rund 20.000 Höhenmeter liegen vor uns und wir berichten in der Rubrik »Green Travelling« von unserem Abenteuer. Wir wollen los, raus in die Natur, unsere Komfortzone verlassen, wenig brauchen und nicht planen. Unser ökologischer Fußabdruck soll dabei so klein wie möglich sein. Ob und wie wir dieses Ziel erreichen, könnt ihr hier verfolgen.
Wir folgen den Schildern des Wikingerkönigs Olav nun schon 20 Tage, sie führen uns aus der Metropole Oslo hinaus, in die von landwirtschaftlich genutzten Flächen geprägte Hügellandschaft, hin zum größten See Norwegens. Aus Hamar weisen sie uns den Weg in Richtung Olympiastadt Lillehammer, wir wandern entlang des Gudbrandsdalen bis hin zum Dovrefjell. Wir haben gesehen, wie sich die Landschaft langsam verändert, wilder wird, sich Berge entlang des Flusses schlängeln und wir Stück für Stück die Schleifen hinter uns lassen. Wir haben unsere Füße auf dem Asphalt gespürt, wir sind über Baumwurzeln gestolpert und auf matschigen Pfaden den Berg heruntergerutscht. Wir sind leicht entlang von Getreidefeldern dahin gewandert und über bunte Wiesen gelaufen. Wir haben Ausblicke genossen und unsere müden Füße in Bächen gekühlt. Und wir haben über die E6 geflucht, die immer ein Stück zu dicht entlang unseres Weges liegt. Wir haben andere Pilger kennengelernt, sind ein Stück mit ihnen gewandert und haben uns wieder verabschiedet, wir sind mal still nebeneinander her gelaufen, mal haben wir Pläne geschmiedet und oft haben wir gelacht. Und schließlich haben wir jeden Abend aufs neue nach Übernachtungsmöglichkeiten gesucht, die schönsten haben wir hier kurz porträtiert.
Moe Gård
Wir nächtigen auf der Himbeerfarm Moe Gård, schauen den Pflückern bei der Arbeit zu und erhalten dafür noch Himbeersaft und frisch gepflückte Himbeeren geschenkt. Wir laufen 100 Meter bis zum kleinen Plumsklo und zum Wasseranschluss und überlegen daher genau, wie viel Wasser wir trinken. Wir lachen die halbe Nacht mit den anderen Pilgern und staunen über den Hund Myrtille, der nicht nur sein Gepäck sondern auch noch Kleinigkeiten seiner Besitzer über die Berge trägt.
Nordrum Gård
Wir nehmen nach langer Wanderung das Auto des Farmbesitzers von Nordrum Gård um ein paar Lebensmittel im Ort zu kaufen und kochen in der wunderbar ausgestatteten Küche für die Pilgerin Monika zum Geburtstag ein kleines Festmahl mit frischem Salat und Hüftgold zum Dessert (mit selbstgepflückten Johannisbeeren). Wir sitzen auf dem Balkon und Dany massiert mir die Füße, während drinnen Wäsche am Ofen trocknet.
Borkerud
In Borkerud werden wir herzlich von den Gastgebern mit Glockenschlag begrüßt, bekocht und liebevoll umsorgt. Wir schlafen in kleinen Stugas mit winzigen Eingangstüren, an denen man sich ständig den Kopf stößt und baden in einem Fluss, von dem man nicht weiß, wie tief er ist. Wir bekommen fast zeremoniell die Stempel in unseren Pilgerpass gedruckt und ich friere das erste Mal in der Nacht, während Dany in kurzen Sachen und mit nur einer Decke schläft (bei 3 Grad über Null).
Am Frya
Das Rauschen verrät uns schon von einiger Entfernung, dass hier irgendwo ein Fluss entlang fließt. Als sich der Wald auftut, liegt der Frya vor uns und uns ist klar, hier bleiben wir heute Nacht. Auch die anderen Pilger wollen bleiben und so nehmen wir in Etappen ein Bad im Fluss und sitzen auf den großen Steinen zum Abendessen. Die dicken Schlafsäcke sind warm und der Fluss rauscht uns in einen tiefen Schlaf.
Øvre Skar
Wir bestaunen die unbewirtschaftete Hütte Øvre Skar in den Bergen, von der Dany schon bereits vor Monaten beim Blick ins Pilgerbuch gesagt hatte, dass er dort schlafen möchte, obwohl er noch nicht wusste, wie es drinnen aussieht. Wir sind fasziniert vom Tiny House und lassen uns häuslich nieder, wir putzen ein wenig, fachen das Feuer im Ofen an und immer wenn Pilger vorüberziehen, öffnen wir die Tür, um zu grüßen. Wir fühlen uns zu Hause und ich stelle schon nach 10 Minuten fest, dass man zum Leben nicht mehr Sachen und Platz braucht, als dieses Hüttchen zu bieten hat. Das Trinkwasser schöpfen wir aus einem Brunnen und kochen Kartoffeln auf dem Gaskocher. Am frühen Morgen wecken uns die Schafe und machen uns unmissverständlich klar, dass wir nun weiterziehen müssen. Dany verliert den Kampf gegen ein bockiges Mutterschaf und so packen wir unsere Sachen und verlassen nicht nur den Ort sondern auch das wohlige Gefühl von Häuslichkeit.
Unser Heim für eine Nacht
Wir haben im Zelt in der freien Natur auf dem Berg geschlafen, in Gapahuks (Unterständen) gecampt, am Ufer eines Sees auf dem Campingplatz genächtigt und herrlich tief an einem rauschenden Bach Schlaf gefunden. Wir haben auf unbewirtschafteten Hütten einen Platz für die Nacht ergattert und in traditionsreichen Pilgerherbergen genächtigt. Und es ist uns klar geworden, dass der Ort, an dem man schläft, von großer Bedeutung ist. Der Tag kann noch so nass und kalt sein, die Schmerzen in den Füßen noch so groß, solange die Nacht gut ist, sind wir zufrieden! Gerade die Abwesenheit von Luxus überzeugt uns und erfüllt auch unseren Anspruch an das Green Travelling. Die Unterkünfte tragen keine 5 Sterne, sind dafür aber umso nachhaltiger und für uns ein Stückchen Heimat in der Fremde.
Eindrücke unserer Reise
Pilgern mit Hund?! - Kein Problem!
Kurze Wanderpause
Auf der Flucht vor den Pilgern
Monika und Claus gut gelaunt am Ufer des Frya
Rebekka (links) und Lena (rechts) - Co-Pilger auf dem Olavsweg.
Bis bald aus Dovre,
Anni & Dany